friLingue in den Medien
Interview mit Philipp Alexander Weber (Gründer) in der Kovive Zeitung
Wie kam es zur Idee, ein Sprachcamp anzubieten?
Ich selbst war eher mathematisch begabt und hatte Mühe mit den Sprachen. Ich habe daher als Schüler immer wieder Sprachcamps besucht: In Australien, Tasmanien, Cannes und Hyères. Mir hat es sehr entsprochen, auf diese Art eine Sprache zu lernen – im direkten Kontakt mit anderen Menschen. Später arbeitete ich als Begleitperson in einem Camp und bald darauf entstand der Wunsch, selbst solche Camps anzubieten.
Was ist das Besondere an dieser Art, eine Sprache zu lernen?
Sprachen zu lernen ist eine Knochenarbeit: Man muss viel auswendig lernen, Wörter und Grammatik büffeln. Im Sprachcamp wird man mit den verschiedensten Arten des Sprachen-lernens konfrontiert. Man hört die Sprache, man liest und kommt in der kleinen Gruppe oft zum sprechen - man kann richtig eintauchen in die Sprache, weil man sich mehrere Stunden pro Tag intensiv damit befasst.
Lernen während der Ferien? Wie siehst du das? Wie sehen das die Jugendlichen?
Die Jugendlichen sind zunächst oft nicht begeistert – viele haben auch ein wenig Angst, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Am ersten Tag sind alle ein wenig nervös. Aber bereits am zweiten Tag steigt das Stimmungsbarometer. Die meisten kommen mit gemischten Gefühlen, manchen stinkt es richtig – und sie gehen mit einem sehr schönen Erlebnis nach Hause, weil sie viele sympathische Leute kennengelernt haben, viel erlebt und dabei sogar noch etwas gelernt haben.
Was unterscheidet euer Angebot von Nachhilfe?
Bei uns steht das Camperlebnis im Vordergrund. Für viele Jugendliche ist es das erste Mal, dass sie sich in einem neuen Umfeld mit lauter neuen Menschen befinden. Es ist ein positives und prägendes Erlebnis, sich in dieser Situation behaupten zu können. Oft erhalten wir die Rückmeldung von Eltern, dass ihr Kind während dem zweiwöchigen Camp bedeutend reifer geworden ist.
Wie sieht ein typischer Camp-Tag aus?
Um 8 Uhr stehen wir auf, um 8.30 Uhr essen wir Frühstück. Um 9 Uhr beginnt der Unterricht in Kleingruppen bis 12.30 Uhr. Nach dem Mittagessen gibt es entweder einen Intensivkurs, Workshops oder einen Ausflug. Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen, gefolgt vom Abendprogramm mit zum Beispiel Lagerfeuer, Fussballturnier, Disco oder Karaoke. Für die unter 13 jährigen ist um 22 Uhr Schluss, die älteren dürfen bis 23 Uhr aufbleiben.
Für welche Jugendlichen ist ein Sprach-Camp besonders zu empfehlen?
Ein Camp ist für alle Jugendlichen zu empfehlen. Ein schüchterner Jugendlicher kann lernen, auf andere zuzugehen, einem mit Mühe im Bereich der Sprachen hilft es dabei, Lücken zu schliessen.
Was ist euer Motto? Was wollt ihr den Jugendlichen mitgeben?
Unser Motto ist: Freude lehrt Sprachen. Es geht darum, eine positive Erfahrung mit der Sprache zu machen. Natürlich geht es auch darum, sich sprachlich etwas zu verbessern – das Wichtigste ist für uns jedoch, dass die Jugendlichen Freude an der Sprache bekommen und motiviert sind, weiter zu lernen. Viele Jugendliche sind in diesem Alter orientierungslos. Unsere Leiter sind meist Studierende und vom Alter her näher bei den Jugendlichen als Eltern oder Lehrer. Sie haben daher einen sehr direkten Zugang. Die Jugendlichen fühlen sich ihnen nah, nehmen sie aber auch ernst und sehen in ihnen oft auch ein Vorbild. Jugendliche, die in diesen schwierigen Phase alles negativ sehen, sprechen oft gut auf unsere jungen Leiter an, welche versuchen, sie auch die positiven Seiten des Lebens sehen zu lassen.
Link zum Artikel auf Mit Kindern Lernen
Artikel im Tages Anzeiger 2015
«Exgüsi, je ne comprends nüt!»
Mit fRilingue überspringen Jugendliche den Röstigraben: in den Sprachcamps vom 29. Juni bis 15. August 2015.
«Grammatikbücher fand ich schon immer doof», erinnert sich Camp-Organisator Philipp Alexander Weber, «fRilingue soll Französisch, Englisch und Deutsch mit Spass vermitteln». In den Sprachcamps von fRilingue gibt es Unterricht in 6er Gruppen, Ausflüge und Workshops.
Seit der Gründung von fRilingue im Jahr 2007 haben über 3000 Jugendliche mit fRilingue einen unvergesslichen Sommer erlebt und Freunde aus einem anderen Landesteil oder aus dem Ausland gefunden.
In den Workshops lernen die Teilnehmer ein neues Hobby kennen. Folgende Workshops stehen zur Auswahl : Graffiti sprayen, Kuchen backen, Hip-Hop, Theater, einen Film drehen, DJ - Workshop, Photographie oder Songwriting.
Jede Woche organisiert fRilingue zwei Nachmittagsausflüge und einen Ganztagesausflug in der Region Fribourg und um den Neuenburgersee.
Bei fRilingue profitieren die Teilnehmer nicht nur von Fortschritten sprachlicher Natur, sondern auch im sozialen Bereich lernen die Jugendlichen während ihrem Aufenthalt einiges. Dazu Weber : „Eine Mutter teilte mir am Telefon mit, dass ihr Sohn in den zwei Wochen ein gefühltes Jahr reifer geworden sei“.
fRilingue engagiert ausschliesslich aufgestellte junge Lehrer und Betreuer, die einen guten Zugang zu Kindern und Jugendlichen haben und verkörpern, dass Sprachen lernen Spass macht“, sagt Weber, der selbst noch immer Camps leitet. Ein buntes Programm an sozialen, sportlichen und kulturellen Aktivitäten sei für ihn sowieso Pflicht.
fRilingue bietet 14 verschiedene Sommersprachcamps in der Westschweiz, in England, Frankreich und Malta.
2 Wochen Sprachcamp im „Abenteuercamp Englisch“ gibt es ab 1350 Franken.
Wettbewerb :: Gewinne einen einwöchigen Sprachaufenthalt mit fRilingue in Cudrefin, Estavayer oder Schwarzsee (im Wert von 1250 Franken)
Website: www.frilingue.ch
Die lustige Schule
Die meisten Teenager möchten ihre Sommerferien nicht in einem weiteren langweiligen Schulzimmer verbringen. Sommercamps hingegen erfreuen sich großer Beliebtheit. Zum Glück gelingt es friLingue, Sprachenlernen und spannende Sommercamps zu einem tollen Erlebnis zu verbinden.
Könnten Ihre Kinder ihre Französisch-, Deutsch- oder Englischkenntnisse ein wenig auffrischen? Dann ist ein Ferienlager von friLingue in Estavayer, Schwarzsee oder Fribourg genau das Richtige für Sie. Von 9.00 bis 12.30 Uhr (plus 4 oder 6 zusätzliche Lektionen, wenn sie sich für den Intensivkurs entscheiden) werden den Schülern Grammatik, Wortschatz und praktische Konversation auf Französisch, Deutsch oder Englisch vermittelt. "Das Besondere an friLingue ist, dass unsere Schüler in Gruppen von nur sechs Personen unterrichtet werden", sagt Philipp Alexander Weber, Gründer und Leiter von friLingue, über sein innovatives Konzept. "Dieses Umfeld hilft den Schülern, ihre mündlichen Sprachkenntnisse besonders zu verbessern."
Bei friLingue ist das Lernen spielerisch, aber produktiv. "Alle unsere Lehrer sind jung, manchmal studieren sie noch oder haben gerade ihr Studium abgeschlossen", so Weber weiter. "Auf jeden Fall haben wir sie geschult - nicht in Sachen Leistung, sondern in Sachen Humor! Deshalb werden sie Sie faszinieren, überraschen, zum Lachen bringen... denn eine Sprache lernt man am besten mit Freude! Wir achten darauf, dass wir fröhliche und gutmütige Betreuer einsetzen, die eine positive Stimmung in das Camp bringen.
Wenn der schulische Teil des Tages vorbei ist, gibt es jede Menge Aktivitäten, um die Kinder zu unterhalten, neue Freunde zu finden und verborgene Talente zu entdecken. "Wir bieten Workshops zu Themen wie Theater, Medien, Sport, Fotografie oder Sprühen an", ergänzt Weber. "Wir unternehmen auch Ausflüge zu historischen Städten oder Sehenswürdigkeiten, Stränden, Seen usw. Am Abend organisieren wir Discos, Karaoke, Lagerfeuer oder Sportturniere."
friLingue bietet auch Sprachferien in England und Frankreich sowie spezielle Schweizer Sommerlager für etwas jüngere Kinder an. Im Indianercamp (7-14 Jahre) und im Adventure Camp (10-15 Jahre) treffen die Kinder auf Menschen aus aller Welt - eine Erfahrung, die in vielen Fällen das Interesse an Fremdsprachen weckt. Ein Spaß, der sich in der Zukunft als nützlich erweisen könnte.
Artikel im Swiss Community 2021
Grüezi! Bonjour! Allegra! Benvenuto! Mehrsprachig durch den Alltag
Vier Landessprachen, Dutzende Dialekte, insgesamt über 250 gesprochene Sprachen: Die Mehrsprachigkeit ist für die Schweiz prägend – und sie nimmt zu. Am auffälligsten ist aber, wie sich im Schweizer Alltag Englisch mehr und mehr als fünfte «Landessprache» etabliert.
Renata Coray ist rätoromanisch-schweizerdeutsch in Baselland aufgewachsen, hat in Freiburg auf Französisch und Deutsch studiert, wohnt in Zürich, weilt oft in der Surselva, liest bei der Arbeit auch Texte auf Englisch und fährt am liebsten nach Italien in den Ferien. So polyglott wie die Projektleiterin am Institut für Mehrsprachigkeit in Freiburg sind zwar nicht alle Schweizerinnen und Schweizer unterwegs, doch die neuste Studie des Bundesamts für Statistik zur Schweizer Sprachenlandschaft zeigt: Die Mehrsprachigkeit nimmt signifikant zu. Mehr als zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung verwenden regelmässig mehr als eine Sprache. 2014 nutzten rund 64 Prozent in ihrem Alltag mehr als eine Sprache. Heute sind es 68 Prozent. Zwei Sprachen genügen oft nicht: 38,4 Prozent brauchen regelmässig zwei, 21,3 Prozent drei, 6,4 Prozent vier und 1,7 Prozent gar fünf oder mehr Sprachen. Anzumerken ist dabei, dass in dieser Studie Hoch- und Schweizerdeutsch nicht als zwei separate Sprachen angesehen wurden.
Grossansicht der Statistik
«Gründe für die Zunahme sind die erhöhte Mobilität, die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten unter anderem durch die neuen Medien und das Internet, der ausgebaute Sprachenunterricht sowie die internationalere Bevölkerungszusammensetzung», sagt Soziolinguistin Coray. Die höheren Zahlen hätten aber auch mit der veränderten Fragestellung bei sprachstatistischen Erhebungen zu tun: Hatte man bis 1990 lediglich nach der Muttersprache gefragt (wobei sich bilingue Personen für eine Sprache entscheiden mussten), so können die Befragten seit 1990 zusätzlich die Umgangssprachen und seit 2010 bis zu drei Hauptsprachen angeben.
Umsetzung hapert
Trotz der Zunahme bleibt die Mehrsprachigkeit für die Schweiz ein brisantes politisches Thema. Dies zeigt der lange Kampf um das Überleben des Rätoromanischen oder der vielerorts geführte Streit um die Einführung von Frühenglisch anstelle des Frühfranzösisch in den Schulen. Die Förderung der Landessprachen, insbesondere der Minderheitensprachen Italienisch und Rätoromanisch, ist jedoch in der Bundesverfassung verankert. «Sprachpolitisch und auf gesetzlicher Ebene wurde relativ viel gemacht», sagt Coray, «aber in der Praxis hapert es ab und zu.» Das zeige sich etwa in der Bundesverwaltung. In rund zwei Drittel aller Ämter sind die Deutschsprachigen deutlich übervertreten und die Angehörigen der Sprachminderheiten untervertreten, wie eine Untersuchung des Zentrums für Demokratie Aarau von 2020 aufzeigt.
Ein ähnliches Problem bestehe im Kanton Graubünden, sagt Coray. Im einzigen Kanton, der drei Amtssprachen kennt – Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch –, ist Deutsch in der Verwaltung weiterhin klar dominant. Macht die Förderung des Rätoromanischen überhaupt Sinn, wo doch nur 0,5 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung Rätoromanisch als Hauptsprache angeben und nur 0,9 Prozent diese Sprache regelmässig verwenden? Vor allem, wenn fast alle Rätoromaninnen und Rätoromanen ohnehin auch Deutsch beherrschen? «Es stimmt, dass meine Grossmutter wohl zur letzten Generation gehörte, die nur Rätoromanisch sprach, aber die Förderung der sprachlichen Vielfalt ist dennoch wichtig für den Zusammenhalt und zeichnet unser Land aus», sagt Coray. Selbst wirtschaftlich scheint sich der Sprachenreichtum auszuzahlen: 9 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts gehen auf die Mehrsprachigkeit des Landes zurück, haben Forscher der Universität Genf 2008 herausgefunden. Zurzeit läuft eine neue Untersuchung, denn dieser Anteil dürfte in den letzten Jahren zugenommen haben.
Jugendliche motivieren
Auch Naomi Arpagaus schätzt die Sprachenvielfalt. Die 21-jährige Bündnerin ist rätoromanisch-schweizerdeutsch aufgewachsen, hat in der Schule Englisch und Italienisch gelernt, sich im Gymnasium auf Spanisch spezialisiert und nimmt momentan Französischunterricht. «Da ich wegen des Studiums zurzeit in Bern lebe, verwende ich im Alltag zwar vor allem Deutsch, aber ich bin viel in Kontakt mit rätoromanischsprechenden Freunden.» Ihr liegt die Pflege dieser Sprache am Herzen: Als Präsidentin der Dachorganisation der rätoromanischen Jugend GiuRu setzt sie sich für die Bündner Sprachregionen und die Vernetzung der fünf Idiome – Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader – ein.
«Wir organisieren Konzerte und Spielabende auf Rätoromanisch, haben eine Kolumne in der Bündner Tageszeitung ‹La Quotidiana› und sind im Austausch mit anderen Sprachminderheiten Europas», erklärt Arpagaus. Das Interesse der jüngeren Generation sei gross, sagt sie: «Viele, die das Rätoromanische beherrschen, sehen dies als Vorteil. Es vereinfacht den Zugang zu anderen lateinischen Sprachen wie Französisch, Spanisch oder Portugiesisch, und es ist fast wie eine Geheimsprache.» Aber in den sozialen Medien schreiben die Jugendlichen wohl doch eher auf Deutsch statt auf Rätoromanisch? Naomi Arpagaus lacht: «In meiner Generation posten wir hauptsächlich auf Englisch.»
Englisch dominiert
In der Tat etabliert sich Englisch immer mehr zur fünften «Landessprache», nimmt man die Sonderstellung des Hochdeutschen aus (siehe Kasten). Englisch ist mit Abstand die am meisten verbreitete Nichtlandessprache (45 Prozent). Insbesondere bei der jüngeren Generation: Bei den 15- bis 24-Jährigen verwendeten 2019 fast drei Viertel regelmässig Englisch. «Und das ist gut so», sagt Verio Pini, «mehr noch: Das ist sogar unentbehrlich.» Er ist Präsident der Vereinigung Coscienza Svizzera, die sich für die Sprachenvielfalt einsetzt. Diese lebt er auch im Alltag: Pini ist im Tessin aufgewachsen, hat in Lausanne und Bern studiert, wohnt halb in Bern und halb im Tessin, und verwendet in seinem Alltag auch Französisch, Englisch und Spanisch, insbesondere bei der Lektüre der Presse.
So wichtig Englisch heutzutage sei: «Es übt jedoch viel Druck auf die Landessprachen aus. Nicht nur auf das minoritäre Rätoromanisch und Italienisch, sondern auch auf das Deutsch in Genf oder das Französisch in Zürich.» Häufig würden Sprachen nur in ihrem Sprachgebiet gefördert, dabei sei heute, angesichts der grossen kulturellen Vielfalt und Mobilität der Blick über die Sprachgrenzen nötig: «Italienisch etwa wird nördlich der Alpen von mehr Personen gesprochen als im Tessin.» Dies habe die Politik erkannt: Bereits in der Kulturbotschaft 2016 – 2020 hatte der Bundesrat das Ziel festgehalten, die italienische Sprache und Kultur ausserhalb der italienischen Schweiz zu fördern. Das Parlament drängt indes auf eine weitergehende, dynamischere Förderung der Mehrsprachigkeit – dies, um den nationalen Zusammenhalt und die Integration zu fördern.
«Klar wäre die Verständigung zwischen den verschiedenen Sprachregionen einfacher, wenn alle Englisch verwenden würden. Doch für den nationalen und sozialen Zusammenhalt reicht die vereinfachte Verständigung nicht», sagt Pini. «Man muss auch die Kultur der anderen Sprachregionen verstehen.» Die Schweizer Bevölkerung ist sich dessen anscheinend durchaus bewusst: Gemäss der Studie des Bundesamts für Statistik sind 84 Prozent der Schweizer Bevölkerung der Meinung, dass Kenntnisse mehrerer Landessprachen wichtig für den Zusammenhalt in der Schweiz seien.
Sprachenlernen nicht nur in der Schule
Dieser Meinung ist auch Philipp Alexander Weber. In Winterthur aufgewachsen, kam er für das Wirtschaftsstudium nach Freiburg – und hatte anfangs Mühe mit der französischen Sprache. «In der Schule war ich eher der Mathe-Typ.» Schon bald stellte er fest: Vor Ort lernte er die Sprache deutlich besser als durch Grammatikbücher. Deshalb gründete er 2007 die Organisation friLingue, die Sprachaufenthalte für Jugendliche in der Schweiz anbietet. «Damit wollte ich Brücken über den Röstigraben schlagen», erklärt Weber.
Heute nehmen an den Sprachcamps von friLingue pro Jahr rund 1000 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren teil. Insbesondere bei den Westschweizer Jugendlichen konnte Weber einen Zuwachs feststellen: «Während Französisch – die Sprache der Diplomatie – für Deutschschweizer schon immer anziehend war und als Zeichen für Bildung galt, haben die Romands ein eher schwieriges Verhältnis zum Deutsch. Allein, weil sie in der Schule Hochdeutsch lernen, in Bern, Zürich und Basel aber unterschiedliches Schweizerdeutsch gesprochen wird.» Nach der Fussball-WM 2006 in Deutschland, sagt Weber, habe die deutsche Sprache aber für Romands an Attraktivität gewonnen. Binnen weniger Jahre wurde für sie Deutschland zum beliebten Reiseziel. Und viele wollen nun für ein Zwischenjahr nach Berlin oder für einen Sprachaufenthalt in die Deutschschweiz. Gleichzeitig werten mehrere Kantone in der Zentral- und Ostschweiz just das Französisch ab und ziehen an der Schule Englisch vor. In Uri und Appenzell Innerrhoden etwa wird in der Primarschule kein Französisch mehr unterrichtet, im Thurgau und in Zürich ist Französisch beim Übertritt in die Sekundarschule respektive ins Gymnasium nicht mehr relevant. «Das merken wir auch bei den Anmeldungen für die Sprachcamps», sagt Weber. Doch nicht nur in der Schule werden Sprachen gebüffelt: Gemäss der Studie des Bundesamts für Statistik lernt jede fünfte Person ab 25 Jahren eine oder mehrere Sprachen. Die am häufigsten gelernte Sprache ist – Englisch.
Natürlich komme es auch bei friLingue vor, dass Jugendliche aus unterschiedlichen Sprachregionen manchmal auf Englisch wechselten, um sich zu verständigen. Das findet Weber aber nicht schlimm. «Wir verstehen uns nicht als Schule, sondern wollen Freude an den Sprachen wecken.» Weber selbst verwendet nicht nur Deutsch und Französisch im Alltag, sondern auch Englisch und Portugiesisch. Als Auslandschweizer lebte er zehn Jahre in Brasilien und hat einen brasilianischen Sohn – der Schweizerdeutsch spricht. «Sprachkenntnisse ermöglichen es, andere Kulturen und Denkarten zu lernen und zu verstehen», sagt Weber. «Damit eröffnen sich neue Horizonte.»
Schweizer- oder Hochdeutsch?
Für die einen ist Schweizerdeutsch ein Dialekt, für die anderen eine eigene Sprache. Für Jürg Niederhauser, Präsident des Schweizerischen Vereins für die deutsche Sprache (SVDS), ist dies letztlich eine «ideologische Frage», die sich nicht aufgrund sprachwissenschaftlicher Gegebenheiten entscheiden lasse. Klar ist: Für Personen aus einer anderen Sprachregion oder aus dem Ausland bildet das im Alltag verwendete Schweizerdeutsch oft eine Hürde. Heute wird zudem immer häufiger Mundart gesprochen, da die Ausdrucksweisen zunehmend informell werden: «Vor 70 Jahren wurde ein Sportmatch am Fernsehen noch Hochdeutsch kommentiert, heute braucht man Mundart», sagt Niederhauser. Dies mache das Verständnis für Nichtdeutschschweizer schwieriger – und sorge wiederum dafür, dass Deutschschweizer mehr Hemmungen hätten, Hochdeutsch zu sprechen, da dieses fast nur im formellen Kontext, etwa in der Schule, verwendet werde.
Link zum Artikel auf Swiss Community